Endlich kommt das, bereits auf der Musikmesse
angekündigte, neue Multi-Effektgerät von Sony auf den Markt. Das Warten
auf den DPS-V55M (geiler Name!) hat sich gelohnt, da ein Team von US-DJs
und Technoproduzenten bis zuletzt an den Presets gefeilt hat.
Struktur
Der DPS-V55M bietet 200 Presets und 200 User
Programme, wobei jedes Programm quasi einen Multieffekt darstellt, der
aus bis zu 4 Einzeleffekten zusammengesetzt werden kann.
Es gibt 3 verschiedene Effektblöcke:
Die "4 Channel Effects Blocks" sind bereits
vollwertige Profi Einzel Effekte in echtem Stereo und benötigen die
volle Rechenkapazität des DSPs:
Darunter sind unter anderem: verschiedene Halltypen (- 50 Sekunden Hall
Zeit), 3D, Deca Chorus, Ensemble, Rotary Speaker, Vocoder, Doppler
Die "2 Channel Effects Blocks" arbeiten ebenfalls in echtem Stereo,
benötigen aber nur die halbe Rechenkapazität. Hier gibt es insgesamt
37 verschiedene FX Typen. Lauter nützliche Werkzeuge für den kreativen
Soundbastler. Die "Mono-Pair" Blocks beinhalten 9 sinnvolle Mono Effektkombinationen.
Durch die Begrenzung der DSP Kapazität sind folgende parallele oder
serielle Kombinationen möglich:
1x Stereo
2x Stereo
1x Stereo 2x Mono
4x Mono
Von Vorne...
An der Vorderseite hat der SONY eine zusätzliche
Klinke/XLR Kombination als Eingang (Sehr gut!!). Man kann diese Buchse
mit einem Dreifachschalter auf CH-1+2, CH-1 und REAR routen. Dann gibts
vier Input Potis - jeder mit einem zweifarbigem Übersteuerungs LED -,
zwei Taster für Edit Parameter, sechs für die anderen Funktionen inkl.
TAB und ein großes griffiges Datenrad (läßt sich leider nicht auf "Turbo",
also eine größere Schrittweite schalten).
Veränderungen z.B. Pitch von -2400 nach +2400 dauern dann recht lang!
Das 2x16 Zeichen Display ist gut lesbar und reicht völlig aus.
Das Gerät hat auf der rückwärtigen Anschlußseite
(Group A / B) je vier In und Out mit Leveleinstellung, einen Kontrastregler
fürs Display (nicht so gut) und ein MIDI Duo out/thru softwareseitig
umschaltbar (ausreichend im Normalfall)
Interaktivität
Fährt man, ohne vorher einen Editmode zu aktivieren
zu müssen mit den Effekt Parameter Tasten durch das horizontal angelegte
Menü sind Veränderungen wie z.B. der Stereo Pitch Shifter störungsfrei
manipulierbar. Aber eben leider nur ein Parameter gleichzeitig!!
Tab dient der manuellen Eingabesteuerung von
Delayzeiten und bei bestimmten Effektalgorithmen zum Triggern (z.B.
Doppler) und Umschalten ( z.B. Rotary Speaker slow/fast).
Effekte
Alle Effekte sind von professioneller Qualität
und bieten sämtliche sinnvolle Einstellmöglichkeiten, sind aber dabei
nicht parameterüberladen.
Überspringen wir die traditionellen Effekte
(Reverb, Echo (- 1360 ms), Flanger, Phaser, Amp Simulator, Drive, Eq,
Compressor, und Limiter.) und betrachten die etwas esoterischeren Effektalgorithmen
:
3 Dimension, zum Positionieren
mehrere Signale im Raum. Leider nicht LFO - oder MIDI - kontrollierbar.
Reverse Shifter, laut Bedienungsanleitung "psychedelischer
Effekt", tonhöhenverschiebbares Rückwärtsecho Haas Panner
Stereomodulation, sehr feine Mischung aus Slapback Echo, Chorus und
Panner Pitch Roller rampmodulierter Pitchshifter,
klingt wie ein abstoppendes oder hochfahrendes Tonband. Freeze
einfacher, aber schneller, praktischer Sampler
MIDI
Hoppla! Leute, wir haben 1998! Das was Ihr
da bietet, ist echt arm. Wo sind die MIDI Clock gesteuerten Parameter
für Delay, LFOs u.s.w. Oder zumindest eine Pedalsteuerung z.B. fürs
Wah??
Alles was ich hier finde :
Programchange bis 128
(zum Erreichen der 200 Presets und der 200 User Plätze gibt es einen
MIDI-Table).
Ein Kompromiß aber OK- immer besser zu handhaben als Bank Select Befehle.
Als einzige MIDI-Fernsteuerung gibt's den Controler
7 für den Masterlevel und einen Controler für den --> Tab Impuls.
Eine MIDI-Dump Funktion, für Einzelsounds oder den kompletten Speicher
ist Gott sei dank dabei
Wollen wir hoffen, daß sich per Updates (Aktuelle
Version 1.0) in dieser Richtung noch was tut!!!
Fazit
Nebengeräusche und Grundrauschen halten sich
im Rahmen, und entsprechen dem Standard in der Preisklasse bis 2000
DM. Trotz einer etwas spartanischen Midiausstattung, ein FX Prozessor
mit Profifeatures zum Einsteigerpreis.
Das Testgerät wurde freundlicherweise vom ProCenter
in Bochum zur Verfügung gestellt.
NACHTRAG:
Seit der Erstauslieferung und meinem Test im
Musiker bzw. Music-Net ist einige Zeit vergangen. Ich hab das Gerät
nicht an Beyers Musik zurückgebracht, sondern käuflich erworben:
Ich hatte zwar Hall, Echo und Modulationseffekte
genug in meinem Klanglabor, aber was mich an dem Gerät zuerst gereizt
hat war der Pitchshifter. Klar Pitchshifter gibt es wie Sand am Meer,
aber Schwächen gibt es im Timing beim Prozessieren einer Drumgroove,
und der Genauigkeit im Bassbereich.
Nach dem Studium einer Dokumentation über meinen
"Lehrmeister" Brian Eno bin ich auf der Suche nach einer bezahlbaren
Alternative zum Eventide Harmonizer.
Und der Sony groovt, auch 2 Oktaven tiefer.
Das Echo ist zwar parametermäßig etwas schwach
bestückt, aber es reicht für den der ein Echo braucht. Manko hier, die
fehlende Synchronisierbarkeit mit der MIDI-Clock. Zwar kann man mit
dem Tabtaster oder einen MIDI-Controler das Echo eintappen, aber es
knackt beim Eingeben. That hurts!
Anyway, ich werde es nicht verkaufen, (OK,
wenn mir zum Eventide die 750 Mark fehlen, dann doch...) aber das mit
den fehlenden MIDI-Möglichkeiten nervt doch langsam.
ABER – Lassen wir uns nicht vom Computer
terrorisieren, das WEM Copycat hatte auch keine Schnittstelle um sich
mit dem Drummer zu synchronisieren!
Auch mit den sparsamen Parametern leistet das
SONY Höchstleistungen. Wer einen amtlichen Hall sucht oder ein richtig
dreckiges Leslie braucht, er findet es hier unter 1000 DM!
Weitere Spezialitäten, aber eben Spezialitäten...
Pitch Roller, Doppler, Reverse Shifter.
Fazit: immer noch geil, kein Fehlkauf, wenn´s
geht behalten!
PS in eigener Sache:
Wenn einer Bock auf FX-Presets hat, bitte ein kurzes Mail an mich, wir
werden eine jayAge-Download-Area einrichten!
jayAge aka Jörg Hüttemann
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